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Guten Morgen, Galley! Mein Alltag als Yachtköchin zwischen Wellen, Kaffee und Chaos

  • Susanne Lochner
  • Oct 27
  • 4 min read

Updated: Oct 28

Guten Morgen, Galley (Kombüse)


Es ist 6:15 Uhr, irgendwo zwischen Sardinien und „ich brauch Kaffee“.

Der erste Geruch des Tages? Kein Parfum, kein Diesel – sondern frisch gebrühter Kaffee, manchmal kann es aber auch grüner Tee sein. Noch bevor jemand „Guten Morgen“ sagt, läuft schon die Kaffeemaschine heiß. Je nach Herkunft der verschiedenen Crew-Mitglieder wird Kaffee auch oft mit einem Cuppa (Tasse Tee) ausgetauscht. Was ich da schon für Diskussionen mitbekommen habe, wie man die beste Tasse Tee braut oder besser gesagt, wie es richtig gemacht wird, dieses Thema verdient definitiv seinen eigenen Blogbeitrag.


Ich bin die Erste in der Galley, meiner kleinen schwimmenden Küche. Die Sonne geht gerade auf, die Wellen klatschen leicht ans Heck, und ich gehe raus an Deck, um meinen Kaffee oder Tee ganz ruhig zu geniessen. Der ruhige Moment vor dem Sturm. The calm before the storm.


Frisch am Morgen in der Galley

Frühstück auf der Yacht: Der gesunde Start in den Tag


Je nach Schiffsgröße variiert auch die Crew . Aktuell halte ich zwölf bis fünfzehn Menschen kulinarisch am Leben – und alle haben ihre ganz eigenen Frühstücksrituale.


Der eine isst nur Porridge mit Mandelmilch, der Nächste schwört auf Speck und Eier, und irgendjemand fragt jeden Tag, ob es auch Avocado und frische Beeren gibt (die Antwort ist meistens: „Wenn wir sie noch haben, oder nein, die sind nur für Gäste“).


Kochen für die Crew ist wie Improvisationstheater: Du hast ein Grundrezept, aber nie alle Zutaten, und das Publikum ist ständig hungrig. Trotzdem liebe ich’s – weil es so ehrlich ist. Keine Show, kein Silberbesteck, nur echte Leute mit echtem Appetit aus den verschiedensten Ecken dieser Welt.


Frühstück wird nicht auf jedem Schiff angeboten – oft ist jeder für sich selbst zuständig. Die Arbeitstage beginnen meist um 8 Uhr (wenn keine Gäste an Bord sind). Da schaffen die meisten, mich eingeschlossen, nur einen Kaffee und eine schnelle Schüssel Müsli, eine Banane oder einen Joghurt.

Um 10 Uhr gibt es dann die erste kurze Pause (Smoko), wo die Crew sich zum zweiten Frühstück in der Crew Mess (Aufenthaltsraum) trifft. Auf den größeren Yachten, auf denen ich gearbeitet habe, gab es tatsächlich regelmäßig wechselnde Frühstücksvariationen: Eierspeisen, Porridge, Fruchtsalate, Pfannkuchen – und manchmal das volle Programm inklusive Fry-up, Eiern, Speck, Würstchen, gegrillten Tomaten, Baked Beans, Waffeln und dem heißbegehrten selbstgemachten Sauerteigbrot.


Was die Yacht Crew zum Frühstück auf einer Superyacht bekommt

Kochen für die Yacht-Crew, zwischen Wellen und Pfannen


Nach dem Frühstück geht’s ans Aufräumen, Vorräte checken und die ersten Vorbereitungen fürs Mittagessen treffen. Dabei schaukelt’s mal mehr, mal weniger, je nach Wetterlage und Position des Schiffs.

Aber irgendwann gewöhnt man sich dran. Das Messer wird zur Verlängerung deiner Hand, und dein Gleichgewichtssinn trainiert sich automatisch mit, so ging es jedenfalls mir.


Zwischendurch schaut jemand aus der Crew vorbei, „nur kurz zum Plaudern“, was in Wahrheit meist heißt: herausfinden, was es zum Mittagessen gibt.

(Oft übrigens zu einem Zeitpunkt, an dem ich es selbst noch nicht genau weiß.) Und ja, das kann schon mal nerven.

Trotzdem verstehe ich es. Die Mahlzeiten sind für viele das Highlight eines langen, harten Arbeitstages.


Spaß darf sein. Yachtköchin mit Kochmütze

Mittagessen: Hauptgang mit besonderem Ausblick


Mittags läuft die Kombüse auf Hochtouren. Es gibt immer 1–2 Salate, Pasta, Reis, Kartoffeln, Couscous oder Quinoa und dergleichen, dazu eine Fleisch- und eine Fischoption und meist auch ein vegetarisches Gericht. Wenn Veganer an Bord sind, kommt noch eine Variante extra dazu.


Ich versuche, für alle etwas zu zaubern, das halbwegs gesund, sättigend und machbar ist – und manchmal sogar hübsch aussieht.

Ohne meine eigene Trompete zu blasen: Es scheint sich bisher noch niemand beschwert zu haben. Zumindest nicht direkt bei mir. 


Ich esse, wann immer es geht, mit der Crew zusammen – da sieht man am besten, was ankommt. Und ja, man kann nie alle glücklich machen. Aber wenn 80 % zufrieden sind, ist mein Job well done!



Nachmittag: Mein persönlicher Zen-Moment


Wenn die Sonne auf Deck scheint und alle beschäftigt sind, kehrt für ein, zwei Stunden Ruhe ein. Ich räume auf, sortiere Vorräte, plane das Abendessen – oder sitze einfach draußen, schaue aufs Meer und genieße diesen absurden Moment von Frieden.

Für manche ist es beklemmend, kein Land zu sehen. Für mich ist es Freiheit pur. Und wenn dann auch noch Delfine in der Bugwelle spielen – perfekt.


Zwischen Edelstahl, Salzluft und leeren Tupperdosen fragt man sich manchmal, wie man hier eigentlich gelandet ist. Eine schwimmende Küche irgendwo im Mittelmeer, in der Karibik oder im Pazifik. Gäste, die plötzlich Sushi wollen, obwohl wir 200 Meilen vom nächsten Hafen entfernt sind. Und trotzdem: Ich würde nichts tauschen.


Nachmittags Zen-Moment. Pause einer Yachtköchin

Abendessen On oder Off Guest mode


Abends wird’s oft nochmal stressig. Entweder ist es Crew Only (keine Gäste an Bord), dann wird das Abendessen um 18:00 Uhr serviert. Sollte noch Dinner-Service für die Gäste sein, geht das Essen für die Crew früher raus, um 17:00 Uhr. Weniger Stress und ich kann mich auf den Dinner Service der Gäste konzentrieren.


Das Essen ist ähnlich wie mittags, verschiedene Optionen im Buffet-Style.

An manchen Tagen stehe ich bis 22:00 oder 23:00 Uhr in der Küche – und putze nach dem Service, bis alles wieder glänzt.

Aber ehrlich? Es gibt schlechtere Orte, um müde zu sein.


Fazit: Zwischen Meer, Menschen und Mehlstaub


Kochen auf einer Yacht ist kein Urlaub, auch wenn mein Vater das anders sieht. Es ist Teamwork, manchmal chaotisch, manchmal wunderschön, oft beides gleichzeitig.

Aber es ist auch Freiheit, Sonne auf der Haut und Salz in den Haaren. Es sind Menschen, mit denen man lacht, meckert, feiert. Work hard, Play hard ist sehr oft das Motto unter der Crew einer Superyacht.

Für mich war (und ist) es eine unbezahlbare Zeit voller Erfahrungen, Freundschaften – und der vielleicht schönste Beruf, den ich mir vorstellen kann.


Sonnenuntergang von einer Yacht aus

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